Hallo Salvianaut. In diesem Guide werde ich erklären, wie Du mit geringem Aufwand und
recht einfach Deine eigenen Salvia-Stecklinge machst.
Hinweis: Du kannst auf die Bilder klicken um diese doppelt so gross zu sehen.
Als erstes die benötigten Materialien. Du brauchst:
1. eine Salviapflanze, von der Du den/die Steckling/e schneiden kannst
2. eine Rasierklinge
3. kleines Glas (z.B. 7cm hoch,5cm breit)
4. eine Art Gewächshaus (Plastiktüte/Gefrierbeutel reicht zu Not) - wird bei der Alternativen Variante 1 nicht benötigt
praktisch sind ausserdem:
5. eine Sprühflasche
6. ein Feuerzeug oder Desinfektionsmittel bei Verwendung alter Rasierklingen
Nun kann es losgehen.
Man legt sich die Materialien bereit.
1. Das kleine Glas wird fast randvoll mit zimmerwarmen Leitungswasser oder bereits abgestandenem
Giesswasser gefüllt. Tip von Klaus: "..um
ein Faulen der Stecklinge durch Infektion zu vermeiden hilft es meist, einfach
ein Stückchen Holzkohle mit ins abgestandene Wasser zu geben, um das Wasser
keimarm zu halten. Dies gilt eigentlich für alle Stecklinge".
2. Nun wird das "Gewächshaus" vorbereitet. Wer als Gewächshaus nur eine Plastiktüte
benutzen will kann diesen Schritt überspringen. Ich nehme als Gewäshaus einfach
2 leere 1kg Kartoffelsalatbecher, weil diese eine perfekte Grösse haben. Einen dieser Becher
füllt man zu ca. 1-3 cm mit normalen Wasser. Dieses verdunstet später und sorgt für
die nötige Luftfeuchtigkeit, welche sehr wichtig ist.
Foto 1
Links: kleines Glas mit Wasser
Rechts: 2 Kartoffelsalatbecher als Gewächshaus
3. Nun suchen wir uns die Stecklinge an der Mutterpflanze aus. Am besten nimmt man Triebspitzen mit 2-4
Blattpaaren, da diese dann am schnellsten weiterwachsen. Aber auch ältere Stammteile ohne viele
Blätter können anwurzeln, es muss nur mindestens ein Knoten (wo die Blätter am Stamm waren)
am Stecklingsstück sein. Am besten ist es, wenn der Stamm recht dick ist, da so die Pflanze
später schneller wächst.
Foto 2
Hier ein Foto eines Topfes voller Salviapflanzen. Die Pflanzen sind in die Höhe gewachsen
und dann langsam zur linken Seite gekippt (der Teil mit der Plastiktüte darüber).
An der Basis (ehemals kahle Stämme) sind nun neue Triebe herausgewachsen
(ohne Plastiktüte). Ich habe hier meine Stecklinge von den abgekippten
Trieben links geschnitten, da diese zu lang wurden.
4. Jetzt nimmt man eine frische Rasierklinge, oder sterilisiert eine alte mit einem Feuerzeug bzw.
Desinfektionsmittel.Nun schneidet man einen der ausgesuchten Stecklinge. 3 Blattknoten sollte
der Steckling schon haben. 4-5 Blattknoten sind ideal. 1 Blattknoten mit gesunden Triebansätzen in der
Blattachsel ist Minimum.
Man schneidet den Steckling mit der Rasierklinge am besten
so 2-4 cm unter einem Blattknoten ab. Salvia divinorum ist da aber auch sehr tolerant und wurzelt eigentlich
am ganzen Stengel gut.
Foto 3
Hier sieht man 4 Stecklinge, die ich von 4 überhängenden Triebspitzen geschnitten habe.
Meine Pflanzen haben meisst sowieso nur 3-4 Blattpaare an der Spitze und darunter einen kahlen Stiel
ohne Blätter. Darum suche ich mir solche Triebe aus und schneide ca. 2 cm unter dem ersten Knoten
ohne Blättern (Knoten siehe Pfeile auf Foto 3) dann den Steckling.
5. Den Steckling steckt man sofort in das kleine Glas mit Wasser. Man muss nicht unbedingt das Blattpaar
am untersten Knoten entfernen, auch wenn ich dies favorisiere. Sollten die untersten Blätter mit im Wasser
hängen ist das auch nicht schlimm.
Man schneidet soviele Stecklinge wie man mag und kann mehrere in das Glas stellen. Allerdings können
später die Stecklinge etwas "verfizzt" sein. 3-5 Stück passen aber schon in ein Glas.
6. Nachdem man genügend Stecklinge geschnitten hat nimmt man die Sprühflasche und
bespüht die Stecklinge.
Foto 4
Bespühen der geschnittenen Stecklinge.
7. Nun besprüht man noch das Gewächshausdach von innen. Bei mir ist das der zweite
Kartoffelsalatbecher (rechte obere Ecke Foto 4). Wenn man eine Plastiktüte nimmt, dann
sprüht man diese innen ein.
Bemerkung: Schritt 6+7 kann man zur Not auch weglassen. Sie sind nur dafür da, dass gleich ab
Anfang an eine hohe Luftfeuchtigkeit herrscht. Aber besonders eine nasse Plastiktüte
kann etwas störrisch sein, wenn man sie dann über die Stecklinge stülpen will.
8. Glas in das Gewächshaus stellen (siehe Foto 4) und Gewächshaus schliessen. Ich stelle einfach den
zweiten Kartoffelsalatbecher verkehrt herum auf den ersten (siehe Foto 5). Wer eine Plastiktüte
nimmt stülp diese einfach von oben über die Stecklinge und das Glas. Die Tüte am besten
mit einem Gummi am Glas abdichten.
9. Gewächshaus einfach an ein Fenster stellen. Volle Sonne wegen hoher Temperaturen vermeiden.
Salviasteckling haben bei mir zwar schon in zwei finsteren Winterwochen Wurzeln bekommen, im Normalfall
kann man aber sagen, dass viel Licht die Wurzelbildung eher fördert.
Foto 5
Hier siehst Du mein fertiges Gewächshaus am Fenster. Das Wasser im unteren Becher ist auch etwas
zu erkennen.
10. Pflege. Welche Pflege ? Wenn Du alles richtig gemacht hast, brauchen die Stecklinge wirklich gar
keine Pflege bis sie Wurzeln bekommen. Am wichtigsten ist dabei eine hohe Luftfeuchtigkeit. Das
Gewächshaus kann und sollte wirklich relativ dicht sein. Salvia divinorum stört es nicht, wenn
sie lange ohne grossen Luftaustausch klarkommen muss. Ab und zu kann man aber schon mal nachschauen. Wenn
an den Wänden des Gewächshauses bzw. der Plastiktüte kein kondensiertes Wasser zu
sehen ist dann sollte man nochmal sprühen. Aber normalerweise passiert dies nicht.
11. Nach meisst 2-3 Wochen bekommen die Stecklinge ihre Wurzeln. Diese können mitunter so
1 cm am Tag wachsen. Also sollte man schon ab und zu nach den Stecklingen schauen, da sie sich mit
zu langen Wurzeln sehr schlecht einpflanzen lassen.
Foto 6
Hier die bewurzelten 4 Stecklinge. Wie man erkennen kann bilden sich die meissten Wurzeln an den
Knoten und an der Schnittstelle, aber auch mitten am Stamm kommen neue Wurzeln heraus. Durch die
hohe Luftfeuchtigkeit bilden die Pflanzen sogar über dem Wasserspiegel in der Luft Wurzeln.
An dem linken Steckling erkennt man ein etwas problematisches Verhalten der Stecklinge. Da das
Licht während der Bewurzlungsphase meisst von oben kommt, kann es passieren, dass der untere Teil
sich nach oben biegt und dem Licht zustrebt. Im Extremfall hat man dann unten einen U-förmigen
Stengel, der sich etwas schlecht einpflanzen lässt (geht aber trotzdem).
Die Wurzeln auf diesem Foto sind auch nicht ganz typisch. Meisst sind es etwas weniger, aber
längere Wurzeln.
12. Stecklinge eintopfen, wenn die Wurzeln so 2-3 cm lang sind. Man kann mehrere Pflanzen in einen
Topf pflanzen.
13. Eingetopfte Stecklinge nochmal einsprühen und mit Plastiktüte, Glas oder
Kartoffelsalatbecher abdecken. So können die Pflanzen ihre Wurzeln erstmal richtig ausbreiten.
Nach 1-3 Wochen kann man Glas/Becher langsam lüften bzw. kleine Löcher in die
Plastiktüte schneiden, damit sich die Pflanzen langsam an eine andere Luftfeuchte gewöhnen
können. Ich stülpe auch ganz gerne einfach eine grosse Plastiktüte darüber und
lasse die Salvias darunter so richtig wuchern.
Foto 7
Die 4 bewurzelten Stecklinge wurden alle in einen kleinen Topf gepflanzt. Darüber habe ich
einen Gefrierbeutel gestülpt. Das ist eine Plastiktüte mit kleinen Löchern darin.
So bleibt die Luftfeuchte hoch und die Pflanzen können atmen. Kurz nach dem eintopfen haben die
Pflanzen angefangen weiterzuwachsen.
So dass war es eigentlich schon. Wie Du siehst benutze ich keinerlei Bewurzlungspulver. Salvia
wurzelt auch ohne eigentlich prima. Schaden tut es aber sicher auch nicht.
Normalerweise hat man bei guten Kopfstecklingen zw. 90-100 Prozent
Erfolgsrate. Wenn ein Steckling doch einmal nichts wird, dann liegt das fast immer an einem
Verfaulen des Stengels.
Bei manchen Stecklingen passiert es leider, dass sich der Stengel von der
Schnittfläche beginnend braun verfärbt, weich wird und stirb. Dies scheint eine Art
Infektion zu sein, die sich meist über der gesammten Stengel ausbreitet, so dass dieser
Steckling stirbt. Manchmal kann ein grosszügiges Abschneiden der braunen Stelle helfen, aber
leider klappt dies nicht immer.
Weitere Varianten, Tips & Tricks:
Natürlich ist dies nicht die einzige Vorgehensweise, Salviastecklinge zu ziehen.
Darum an dieser Stelle noch weitere Varianten der Stecklingsvermehrung sowie Tips & Tricks
die Erfolgsrate zu steigern.
Alternative Variante 1:
Da das Abdecken immer etwas umständlich und kompliziert ist und meine Pflanzen ohnehin an normale Raumluft
gewöhnt waren, habe ich nach einer Weile die Methode etwas vereinfacht, mir das Abdecken gespart und trotzdem
grosse Erfolge damit gehabt.
Das geht dann so:
Stecklinge von einer an Zimmerfeuchtigkeit gewöhnten Pflanze kann man auch einfach in ein Wasserglas
stellen ohne dieses abzudecken, so dass die Stecklinge mit Zimmerluft klar kommen müssen.
Die Pflanzen schaffen es meist auch ohne Wurzeln genügend Wasser über die Schnittstelle anzusaugen und relativ stramm zu stehen.
Dabei Rasierklinge statt Schere verwenden, um Quetschungen der Leitungsbahnen zu vermeiden und den Steckling nach dem Abschneiden
von der Mutterpflanze sofort in Wasser stellen, damit keine Luftblasen in die Leitungsbahnen
eindringen.
Der Steckling sollte nicht zu viele Blätter haben (2-3 Paar kleine bis mittelgrosse Blätter sind OK), da er
deren Wasserbedarf decken muss. Grosse Blätter sollte man also ganz entfernen oder bis zur Hälfte abschneiden.
Wenn der Steckling sehr schlaff runter hängt, dann evtl. noch ein bisschen die Blattfläche verringern. Dies
aber auch nicht zu zeitig machen, da die Triebe direkt nach dem Schneiden gerne mal etwas durchhängen, dann aber
am nächsten Tag schon strammer im Glas stehen.
Der Steckling sollte in 1-3 Wochen (meist 2) in dem Wasserglas Wurzeln bekommen und zum eintopfen
bereit sein. Nach dem Eintopfen gut wässern, nicht austrocknen lassen und evtl. kurzfristig etwas abdecken,
um die Luftfeuchte ein bisschen zu erhöhen. In der Erde ist die Wasseraufnahme je nach Stadium der Wurzeln
anfangs sonst vielleicht nicht ausreichend.
Normalerweise ist abdecken aber auch in dieser Phase nicht notwendig, so dass die Stecklinge immer nur mit der
Zimmerluftfeuchte leben. Somit müssen sich bei dieser Variante die Salviastecklinge allerdings auch nicht ständig umgewöhnen,
was den Stress senkt.
Hier habe ich im Herbst ein alte, lange und dürre Pflanze recycled.
Die schönsten Triebe einfach im Wasserglas ohne abdecken anwurzeln lassen
und dann alle zusammen in einen Topf mit frischer Erde gepflanzt, gut angegossen
und auch hier wieder nicht abgedeckt.
Beleuchtung per Energiesparlampe. In ein paar Wochen wird der Topf dann wieder voller buschiger Pflanzen sein.
Alternative Variante 2:
Peter, ein Leser aus dem Internet, nutzt folgende einfache Methode:
"Halbe Ladung erstklassige Gartenerde, halbe
Ladung Seramis, mit Rasierklinge oder Schere Steckling abschneiden und ohne Umstände 2-3 cm
tief in das Gemisch verbringen. Leicht andrücken und reichlich giessen [anfangs abdecken]. Hatte bei dieser Methode noch nie Ausfälle."
Alternative Variante 3:
Zusätzlich gibt es noch die Möglichkeit ganz einfach Stammstücke direkt auf
feuchte Erde oder Seramis zu legen und für hohe Luftfeuchtigkeit zu sorgen.
Genau wie in der freien Natur bilden diese Stückchen meist Wurzeln und treiben an
den Knoten frisch aus. So kann man prima aus alten Stammstücken viele neue
Pflanzen ziehen.
Tips & Tricks:
Tip 1: Licht:
Stellt die Stecklinge an einen hellen Ort, aber natürlich nicht in die volle Sonne. Prima gehen auch
Energiesparlampen (ab 20W) oder Neonröhren, da diese viel Licht erzeugen und nicht zu viel Wärme.
Tip 2: Wärme:
Auch wenn zu viel Wärme schlecht ist, so sollte man seine Stecklinge trotzdem nicht zu kühl stellen.
20-25 Grad scheinen mir optimal für eine flinke Wurzelbildung. Ich hatte mal Stecklinge in einem hellen
aber recht kalten Vorratsraum und die wollten dort einfach keine Wurzeln bilden. Die leichte Abwärme von
Energiesparlampen oder Neonröhren eignet sich hingegen prima.
Tip 3: Wasserwechsel:
Man sollte so alle 2-4 Tage das Wasser wechseln, weil sich sonst darin sehr schnell alle möglichen
Bakterien bilden können, wodurch die Pflanzen matschig werden können. Gammlige Stengel und abgefallene
Blätter sollte man dabei gleich entfernen.
Tip 4: Die Zugabe von Aktivkohle (z.B. als Filtermaterial in Aquariengeschäften erhältlich) kann bei
der Stecklingsvermehrung im Wasserglas helfen das Wasser keimfrei zu halten und somit Krankheiten wie
Stammfäule während der Wurzelbildungsphase zu verhindern oder einzudämmen.
Man kann auch etwas feinkrümelige Aktivkohle auf die Schnittstelle der Mutterpflanze (von der der Stecking
genommen wurde) aufbringen, da auch dies Stammfäule ausgehend von der Schnittstelle verhindern soll.
Tip 5: Hier noch ein weiterer Tipp von Franz zum Thema "Stammfäule der Schnittstelle an der Mutterpflanze vorbeugen":
Man erhitze ein wenig Wasser und löse darin Kapseln auf (Gelatinekapseln/ medizinische aus der Apotheke).
Die entstandene flüßige Gelatine kann man dann schön auf die Schnittfläche aufpinseln.
Somit entsteht eine dünne Schutzschicht und der Stamm bleibt gesund als ob er nie verletzt worden wäre.
Tip 6: Baumharz zum Verschluss der Schnittstelle - Tip von Guschli
Also das Baumharz wird einfach über die abgeschittene Stelle gepinselt, so
dass die Schnittstelle komplett abgedeckt ist! Das Harz zum Schutz von Schnittstellen an Bäumen
gibt es im Baumarkt und ist nicht so teuer. Das Harz wirkt wie ein Schutz (also quasi wie eine zweite Rinde)
die trocknet die "Wunde" aus.
Tip 7: Wer eine Aquarienpumpe übrig hat, kann ruhig auch mal einen Sprudelstein in das Wasserglas mit den Salviastecklingen
hängen. Auch dies hält das Wasser länger keimfrei (Wasserwechsel ab und zu ist trotzdem zu empfehlen) und
zusätzlich sorgt der Sauerstoff für eine etwas bessere Wurzelbildung.
Zum Abschluss hier noch ein paar kommentierte Stecklingsbilder:
Blick von oben auf ein Stammstück, welches auf feuchtem Seramis lag, Wurzeln
gebildet und einen neuen Seitentrieb bekommen hat.
Bewurzelte und ausgetriebene Stammstücke auf feuchter Erde.
Der rechte Kartoffelsalatbecher mit Erde und Stecklingen wurde mit
dem linken Becher abgedeckt, um eine hohe Luftfeuchte zu gewähren.
Bewurzelte und ausgetriebene Stammstücke auf feuchter Erde - Zoom
Minimalsteckling
Ungefähr 4 cm langes bewurzeltes Stammstück
mit genau einem Knoten und zwei neuen Seitentrieben daran.
Dies ist die minimalste Variante eines Salviastecklings.
Da diese Variante sehr klein und robust ist, kann man so z.B. relativ
leicht und billig Salviastecklinge per Post versenden.
Diverse Stecklinge
Rechts: 3 Minimalstecklinge
Ganz links: Seitentrieb an einem Stammstück
2. von links: hier kann man im oberen dunklen Teil die Stammfäule erkennen
welche sich aber nicht über den Knoten ausgebreitet hat
Es ist also wirklich nicht schwer seine eigenen Salvia divinorum Stecklinge zu ziehen und
wenn Du ein paar übrig hast, dann verschenke sie doch an gute und interessierte Freunde.
Viel Glück
(c)
/ Psykick.de April 2001, aktualisiert: April 2002, Mai 2005, August 2007